Christoph Willibald Gluck:
Die kleine Oper, deren Textvorlage des kaiserlichen Hofdichters Metastasio bereits zwanzig Jahre vor der Vertonung durch Gluck die Erzherzoginnen (darunter Maria Theresia) erfreut hatte, war 1754 der Höhepunkt eines mehrtägigen Barockfestes des Prinzen von Sachsen-Hildburghausen auf seiner Marchfelder Sommerresidenz Schloß Hof zu Ehren des Kaiserpaares.
© Markus Orsini-Rosenberg
Der weithin bekannte und vielfach vertonte Mythos der widerspenstigen Nymphe Daphne erhält durch den kontrastreichen musikalischen Wechsel der Musik Antonio Caldaras eine inhaltliche Differenzierung, welche die Entwicklung des männlichen Werbens von der Galanterie bis zum Versuch der Notzucht, sowie die weibliche Reaktion der unkonventionell denkenden Daphne sehr genau nachzeichnet.
Georg Friedrich Händel reiste 1706 in das 'gelobte Land' Italien und fand im Palazzo des Marchese Francesco Maria Ruspoli einen kunstbegeisterten Mäzen, für den er 1707 das Oratorium Il trionfo del Tempo e del Disinganno verfasste. Unsere Kantate HWV 96 Cor fedele, in vano speri, auch bekannt unter Clori, Tirsi e Fileno, wird für dieses Jahr datiert, es entspricht auch ganz der Besetzungstradition der römischen Oratorien, die selbstverständlich ebenfalls in Szene gesetzt wurden.
Aber nicht nur Ruspolis Palazzo war Schauplatz illustrer Musikdarbietungen, vor allem seine Gärten dienten als Ort der weltberühmten 'Arkadischen Akademie'. Diese fiktive Welt der Schäferinnen und Hirten als Kunstfiguren, finden wir in unserem Stück wieder, wo die Schäferin Clori hin und hergerissen ist zwischen ihrem treu ergebenen Tirsi und dem schönen und feurigen Fileno.
Aurora und Diana, das sind Tag und Nacht, Sonne und Mond, Leben und Tod. Aurora, die Göttin der Morgenröte, bringt jeden Tag das neue Licht; Diana, die Göttin der Finsternis, beschützt die Reisenden in der Nacht. Eine Gemeinsamkeit jedoch haben sie: jede liebt einen sterblichen Jüngling und entführt ihn im Schlaf. Nun entbrennt ein Streit zwischen den beiden Göttinnen: welche ist wichtiger, schöner, liebenswerter?
Cefalo und Endimione, die jeweiligen Liebhaber, verstärken diesen Disput und sind sogar gewillt, die Entscheidung durch einen Zweikampf herbeizuführen. Doch Fato, personifiziertes Schicksal und unbestechlicher Richter, entscheidet gegen Aurora und Diana: Vollkommen ist nur jene Eine, der dieses Componimento da camera gewidmet ist: Elisabetta Christina, Gattin Karls III von Spanien, der später Karl VI von Österreich werden sollte – die Mutter Maria Theresias.
Wo wird das Thema Liebe und Tod besser illustriert als im Mythos des thrakischen Sängers Orpheus, der sich in das Reich Hades begibt, um seine geliebte Frau Eurydike aus der Unterwelt zurück ins Leben zu führen.
Das einteilige Componimento da Camera wurde 1715 vom frisch ernannten Kapellmeister der Wiener Hofkapelle anlässlich des Geburtstages Kaiser Karl VI aufgeführt. Rezitative und Arien aus dem Werk werden mit Tanzsätzen aus den Triopartiten des selben Autors kombiniert. Die Inszenierung der Arien durch Gesten und Videoprojektionen sowie die Einbeziehung zweier Tänzerinnen zur Gestaltung der instrumentalen Tanzmusik ergeben ein barockes Gesamtkunstwerk, welches 'en miniature' barocke Oper auf die Bühne bringt.
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